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Wie spielt man Xiangqi?
Hintergrund und Historisches.

Wie spielt man Xiangqi?
Im chinesischen Schach kämpfen zwei Gegner miteinander.
Jeder verfügt über einen gleichwertigen Satz von Steinen.

Man zieht abwechselnd von einer bestimmten Ausgangsstellung aus auf 
einem Spielbrett.
Jeder Spieler versucht, den Gegner mattzusetzen.
All dies verhält sich genauso wie bei der uns bekannten Form des 
Schachspiels.

Xiangqi-Brett
Die Steine werden nicht auf die Felder sondern auf die Schnittpunkte des Spielbretts gesetzt. Es besteht aus zwei Hälften mit jeweils 9 x 5 Schnittpunkten; sie werden durch einen ein Feld breiten Streifen getrennt, der "Fluss" genannt wird. In jedem der beiden Lager befindet sich ein sog. "Palast", der aus den neun Punkten d1, d2, d3, e1, e2, e3, f1, f2, f3 bei Weiß und d8, d9, d10, e8, e9, e10, f8, f9, f10 bei Schwarz besteht und auf dem Brett durch zwei sich auf e2 bzw. e9 überkreuzende Diagonalen kenntlich gemacht ist. Die folgende Tabelle gibt Ihnen einen Überblick über die Spielfiguren und ihre Gangarten.
Feldherr (blau)Feldherr (rot) Feldherr Der Feldherr verlässt den Palast nicht. Pro Zug kann er sich einen Schritt senkrecht oder waagerecht bewegen. Wenn auf einer Linie ausser dem gegnerischen Feldherrn keine weiteren Figuren stehen, darf der eigene Feldherr diese Linie nicht betreten (Feldherrenblick).
Leibwächter (blau)Leibwächter (rot) Leibwächter Der Leibwächter ist eine Verteidigungsfigur. Er darf nur innerhalb des Palastes jeweils einen Schritt diagonal machen.
Elefant (blau)Elefant (rot) Elefant Der Elefant geht in einem Zug zwei Schritte diagonal. Da er den Fluss nicht überqueren kann, erreicht er also nur sieben verschiedene Punkte. Er kann nicht in eine Richtung ziehen, die durch eine Figur blockiert wird.
Pferd (blau)Pferd (rot) Pferd Ein Zug des Pferdes besteht aus zwei Schritten: zuerst gerade und dann diagonal. Das Pferd ist kein Springer, d.h. es darf nicht über eine Figur, die den ersten geraden Zug blockiert, hinwegspringen.
Wagen (blau)Wagen (rot) Wagen Der Wagen darf wie der Turm im europäischen Schach senkrecht und waagerecht soviele Schritte gehen, wie er will.
Kanone (blau)Kanone (rot) Kanone Die Kanone darf als einzige Figur über eigene oder fremde Steine hinweg schlagen. In der Gangart gleicht sie dem Wagen. Die Kanone "schiesst über den Berg", d.h. sie bedroht und schlägt immer den übernächsten Stein. Stehen sich dagegen z.B. eine Kanone und ein Wagen direkt gegenüber, kann der Wagen die Kanone nicht aber die Kanone den Wagen schlagen.
Soldat (blau)Soldat (rot) Soldat Der Soldat darf sich nur schrittweise nach vorne bewegen, er schlägt in Gangrichtung. Sobald der Soldat aber den Fluss überquert hat, erweitert sich die Gangart. Er darf sich jetzt nicht nur nach vorne, sondern auch schrittweise waagerecht bewegen und schlagen. Rückwärts darf er allerdings nicht ziehen. Eine Figurenumwandlung auf der Grundlinie findet nicht statt.
Außerdem sei hier ein deutschsprachiges PDF-Dokument empfohlen, das
neben einer verständlichen Regel-Beschreibung  auch einige nützliche Hinweise zur 
deutschen Xiangqi-Szene beinhaltet.
Hintergrund und Historisches
Von chinesischem Schach haben die meisten hierzulande nichts gehört,
selbst Schachspieler haben davon nur nebulöse Vorstellungen.
Das ist kein Wunder. 
Die nicht zu unterschätzende Sprach- und Schriftbarriere, sowie 
einige Änderungen am Spiel, die Figurenaufstellung, -darstellung
und Brettgestaltung betreffend, haben seine Ausbreitung ausserhalb
Asiens sehr erschwert. Gewisse Vorurteile gegenüber der 
chinesischen Kultur, die uns kompliziert und unverständlich erscheint,
haben diese Aversion noch verstärkt.
Tatsächlich ist es bis heute in Schachkreisen Usus, dem chinesischen
Schach Xiangqi (ausgesprochen: Hsiangtschi) seinen Charakter
als Schachspiel abzusprechen und es auf das Niveau von Kinderspielen 
zu verweisen. 
Dabei ist nichts ungerechter als dieses Urteil. 

Die chinesische Schachkultur ist nicht nur älter als die abendändische
Neuzeitliche, sondern auch auf dem Gebiet der theoretischen und 
darstellenden Literatur zumindest ebenso reichhaltig wie die 
Veröffentlichungen in allen europäischen Sprachen über "unser" 
Schach zusammengenommen. 
Xiangqi ist in China - besonders im volkreichsten Teil, dem Süden -
populärer als "unser" Schach in der Sowjetunion. 

Es wurde früher - ebenso wie im Europa der beginnenden Neuzeit - 
um Geld gespielt. Doch während dies dem abendländischen Schach
durch Kirchenbann und Obrigkeitswort abgewöhnt wurde, blieb es
in China bei diesem materiellen Anreiz, der das Spielniveau auch 
des "einfachen Mannes von der Strasse" im allgemeinen auf eine 
respektable Höhe brachte.

Im alten China traten auf Jahrmärkten Schachkünstler auf, die 
gegen jeden Herausforderer antraten oder Problemstellungen gegen 
Geldeinsatz enträtseln liessen. 
So mancher versuchte vom Schachspiel zu leben. 
Da Xiangqi bereits seit dem 12.Jahrhundert mit unveränderten Regeln
gespielt wird, konnten die Profis unter ihnen schon auf bedeutende
Klassiker der Schachliteratur zurückgreifen, die sie weiter zu 
verbessern versuchten. 
Chinesicher Mentalität entsprechend haben diese Lehrbücher häufig
poetisch klingende Namen wie "Geheimnisse der Mandarinenblüte" 
oder "Blütensammlungen vom Pfirsichbaum". 
Es handelt sich bei ihnen zumeist um Eröffnungs- und 
Endspiellehrbücher. 
Interessant ist auch die Beobachtung, dass die Entwicklung des 
Spielstils in Europa zwar zeitverschoben, aber phasenhaft gleich
abläuft. 
Einer frühen "Sturm- und Drangphase", in der kühnes Angriffsspiel
auf Kosten von Verteidigung und planvollem Spielaufbau betrieben 
wird, folgt als Reaktion eine Besinnung auf die Theorie und 
Verfeinerung des Spielstils. 
Im 19.Jahrhundert erlebt das Schachspiel in China seine absolute 
Hochblüte. Jeder kennt es und jeder spielt es. Nur der Hof und 
der Beamtenadel hält sich vornehm fern, denn was das einfache 
Volk spielt, kann nicht gut sein ... 

Die Geringschätzung in der offiziellen Literatur hat dem Ruf des 
Xiangqi im Ausland geschadet, denn die ersten Sinologen übernahmen 
unbesehen dieses Urteil und erwähnten die Existenz dieses Spiels 
nicht weiter. 
Zu Beginn des 20.Jahrhunderts kam es unter den europäischen 
Schachspielern zu einem "Umdenken". 
Neue Namen tauchten auf (man denke an Charousek, Reti, 
Nimzowitsch u.a.), die neue Spielkonzeptionen vertraten und 
Aufsehen erregten. 
Just um die gleiche Zeit erscheinen auch in China neue Sterne am 
Himmel, die die ganze alte, in den "Blütensammlungen" und 
"Geheimnissen" niedergelegte klassische Schachtheorie kritisierten 
und einen neuen Spielstil schufen, der heute als 
"neuzeitliche Schachschule" bezeichnet wird.
Der Sturz des Kaiserreichs 1911 und die sich daran anschliessende
38-jährige Phase von Bürgerkrieg, ausländischer Einmischung, 
japanischer Invasion, Verwicklung in den zweiten Weltkrieg und 
Revolution haben dem chinesischem Schach nachhaltig und schwer 
geschadet. 
Das Ende vieler angesehener Meister war tragisch. 

Nach 1949 wurde das Schachleben in organisierter Form wieder 
aufgenommen und die lange brachgelegene Energie brach sich Bahn 
in einer tatsächlichen 3. Schachrevolution. 

"Moderne Schule" nennt man heute in der VR China das, was von 
Ihren Spitzenspielern dargeboten wird, und ihr Spielstil 
unterscheidet sich von dem der alten Meister wie bei uns ein 
Kasparov von Philidor. 

Der Einzugsbereich des Xiangqi reicht von Korea im Norden bis 
Thailand und Vietnam im Süden. 

Auf periodisch ausgetragenen Weltmeisterschaften wird der 
Weltmeister des Xiangqi ermittelt. 
Als Spitzenspieler gilt Hu Ronghua, der - genauso wie Bobby Fischer -
schon im Alter von nur 15 Jahren den Grossmeistertitel verliehen bekam. 
Fast genauso lange blieb er fast ununterbrochen Landesmeister.